Stillen
Die Beziehung zwischen Mutter und Kind ist bereits in der Schwangerschaft eine ganz besondere. Die Mutter spürt und sieht die Entwicklung ihres Kindes in ihrem Bauch, spürt beispielsweise das Treten oder den Schluckauf. Auch das Kind wird im Mutterleib bereits durch die Mutter versorgt, spürt und hört den Herzschlag. Dieses besondere und starke Band soll auch nach der Entbindung bestehen bleiben.
Stillen ist die natürlichste und beste Form ein Kind zu ernähren. Durch das Stillen erhält das Baby alle notwendigen Nährstoffe, die perfekt auf die Bedürfnisse des Kindes angepasst sind.
Hierbei übernimmt das Stillen nicht nur die Sättigung des Hunger- und des Durstgefühls, denn Stillen ist viel mehr als das. Ein Kind hat auch einen emotionalen Hunger – und dieser wird durch das Stillen gesättigt. Stillen vermittelt dem Kind Geborgenheit, spendet Trost und sorgt dafür, dass durch den langen Körperkontakt alle Sinne des Kindes ausreichend stimuliert werden
Das Kind kann seine Mutter schmecken, riechen und fühlen und den Herzschlag, sowie die lieben Worte der Mutter hören. Dadurch bleibt die Mutter-Kind- Beziehung von Anfang an bestehen und wird auf einer völlig neuen Ebene gestärkt.
Außerdem liefert das Stillen auch ganz praktische Gründe: Muttermilch ist im Gegensatz zu künstlicher Säuglingsmilch kostenlos und bedarf keiner Zubereitungszeit. Die Muttermilch ist immer verfügbar und perfekt temperiert. Dies erleichtert die Ernährung des Babys nicht nur in der Nacht, sondern auch unterwegs. Muttermilch ist also nicht nur die beste, sondern auch eine sehr praktische Methode, ein Neugeborenes zu ernähren.
Vorteile des Stillens für das Kind
Die Muttermilch bietet zahlreiche Vorteile für das gestillte Baby. Die sofort zur Geburt verfügbare Muttermilch ist für das Baby nicht nur leicht verdaulich, sondern beinhaltet alle für die in den ersten Monaten nach der Geburt bedeutsame Gehirnentwicklung notwendigen Nährstoffe. In der Muttermilch sind neben einem ausgeprägten Wasseranteil von 85% zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs unter anderem auch hohen Anteile an Kohlenhydraten und Lipiden enthalten, die für das Wachstum des Neugeborenen und der Bildung einer gesunden Darmflora unabdingbar sind. Die Darmflora wird durch 150 bis 200 verschiedene in der Muttermilch enthaltene Humanmilch-Oligosaccharide (HMO) unterstützt. Diese schwer verdaulichen komplexen Zucker wirken präbiotisch und sind Bestandteil des sogenannten Bifidusfaktors. Im Kern versorgen diese HMO positive Darmbakterien mit Nahrung und verhindern die Anhebung krankmachender Bakterien im Darm des Kindes (vgl. Muß, 2005: S.29-3; Greens, 2016: S. 17). Zusätzlich erhält das Neugeborene über die Muttermilch eine Vielzahl wichtiger Enzyme, Hormone, Wachstumsfaktoren, Mineralstoffe und Spurenelemente. Auch das Immunsystem des Kindes wird durch Muttermilch gestärkt. Ein Teelöffel Muttermilch enthält drei Millionen aktiver Zellen der Mutter – darunter Leukozyten und Makrophagen, die zur Krankheitsabwehr dienen (vgl. Gresens, 2016:S.17). Das Stillen bietet ebenfalls psychologische Vorteile für das Kind: Die enge körperliche Nähe vermittelt Geborgenheit, ist förderlich für die sozialen Entwicklung des Kindes und begünstigt eine selbstbewusste Persönlichkeitsentwicklung. (vgl. Muß 2005: S. 46f). Außerdem senkt das Stillen das Risiko für Infektionen wie Atemwegs-, Mittelohrentzündungen oder Magen-Darm-Erkrankungen und chronische Krankheiten. Ebenfalls ist das Erkrankungsrisiko für Asthma, Diabetes mellitus, Leukämie. Morbus Crohn und andere chronische Erkrankungen gesenkt. Im Jugend- und Erwachsenenalter treten Allergien, Zöliakie und Übergewicht häufiger bei nicht gestillten Kindern auf. Bei gestillten Kindern ist darüber hinaus das Risiko am plötzlichen Kindstod zu sterben um ein Drittel reduziert (vgl. Muß, 2005: S. 23; Greens, 2016: S.18). Durch die Gesamtheit dieser physischen und psychologischen Vorteile ist das Stillen die beste Methode zur Ernährung eines neugeborenen Kindes.
Stillen:
- Ersetzt die Plazenta und bietet eine globale Unterstützung für die ganze Exogestation an. Es stellt den hauptsächlichen Kanal der Kommunikation im 1. Trimenon und den prioritären Kanal im 2. Trimenon dar.
- Nährt die Sinne (Entwicklung)
- Stabilisiert die Systeme des PNEI im Kind
- Bietet immunologischen Schutz an
- Ist die Quelle der Befriedigung und des Sinnes von Vertrauen ins Leben
- Bietet Mutter und Kind sofortige Intimität
Vorteile des Stillen für die Mutter
Stillen wirkt sich nicht nur positiv auf die Gesundheit und die Entwicklung des Kindes aus, auch die Gesundheit der Mutter wird durch das Stillen positiv beeinflusst. Durch das Stillen kommt es zur Ausschüttung des Hormons Oxytocin, welches unter anderem für die Kontraktion des Gebärmutter verantwortlich ist. Durch diese Kontraktion bildet sich die Gebärmutter schneller zurück. Dies führt zu einem niedrigeren Blutverlust im Wochenbett bei stillenden Müttern (vgl. Muß: 2005: S.24). Durch den erhöhten Kalorienverbrauch bei der Bildung der Muttermilch bauen die stillenden Mütter schneller ihre gebildeten Fettreserven ab. Ebenso senkt das Stillen Risiken für die Erkrankungen der Mutter.
Stillberatung
Die Auseinandersetzung mit der Frage der ersten Nahrung findet schon früh im Leben von Frauen statt. Was haben Frauen als Kind erlebt, sind sie selbst gestillt worden, haben sie stillende Frauen in ihrer Umwelt in einen selbstverständlichen Umgang mit Stillen erlebt oder ist ihnen das Thema völlig fremd.
Stillen ist Beziehung, Liebe, Immunstärkung, Gesundheitsförderung für Mutter und Kind. Es ist die einfachste Sache der Welt und trotzdem muss es immer wieder neu angegangen werden. Da jede Beziehung anders ist, ist auch jede Stillbeziehung anders Selbst nach 2 erfolgreichen Stillbeziehungen bei Kind 1 und 2 kann es bei Kind 3 neue Stillfragen aufwerfen.
hebammenART® Stillberatung und -begleitung hat sich auf Stillen als Themen
1. in Schwangerschaft
- Veränderung der Brust
- Information zu
- Entwicklung der Brust
- Milchbildung,
- Gesundheitliche Vorteile durch Stillen
- Milchsteigerung
- Still-BH
- Stilleinlagen
- praktisches Stillen
- Bonding in der ersten Stunde
- Stilldauer und Häufigkeit
- Und bei Bedarf vorgehen, wenn die Schwangere Gestationsdiabetes hat.
2. Direkt nach der Geburt
- ununterbrochener Hautkontakt
- uneingeschränkter Kontakt mit dem Kind
- Saugreflex – self attachment
- Blutzuckerschwankungen
- Verlegung von Kreissaal zu Station
- ambulante Geburt – Vorteile bei Bonding und Stillen
- Supermilch – Vormilch - Kolostrum
3. Das Stillen in den ersten Tagen
Nach dem Aufenthalt im Kreißsaal oder ca. 4 Stunden nach der Geburt beginnt das „frühe Wochenbett“. In diesen ersten 10 Tagen entwickelt sich die Milch täglich weiter.
Die ersten 3-4 Tage sind geprägt von viel Hautkontakt und uneingeschränkter Nähe und Stillen nach Bedarf. Die frühe Milch hat eine enorme Gesundheitskraft, enthält viele Immunglobuline und Eiweiße und kann vom kindlichen Verdauungssystem fast vollständig aufgenommen werden. Auch mütterliche Abwehrkräfte (Macnophagen) wandern in den letzten Tagen der Schwangerschaft zur Brust ist so eine Infektionsbarriere für das Kind.
Das hebammenART® Prinzip empfiehlt als Tätigkeit der Hebamme und Anhaltspunkte für das Verhalten der Wöchnerin in den ersten Tagen:
- ununterbrochenen Hautkontakt
- Stillen nach Bedarf
- Wärme und Ruhe für Mutter und Kind
- wenig Störung durch Besuch und Action
- EMH®-Milchförderung
- Kontrolle des kindlichen Gedeihens
- Bedding in
- Vaterbonding
- (Babyblues) leben
4. Wenn die ersten 3-5 Tage ruhig gestaltet werden, ist die Chance auf eine gesunde, lange, zufriedene Stillbeziehung hoch. In der weiteren Zeit bedarf es aber immer wieder begleitender Unterstützung, um die Beziehung wachsen zu lassen. Hierzu bezieht sich das hebammenART® Expertenwissen auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Bonding, Ilca Stillleitlinien, Unicef-Babyfriendly Hospital, Stillberater FBZ-Grundlagenwissen.
Immer wiederkehrende Beratungsthemen sind in den ersten Tagen:
- Milcheinschuss
- Wunde Brustwarzen
- Schmerzen in den ersten Tagen
- Stillpositionen
- alles neu
In der zweiten Woche werden Anfangsprobleme meistens langsam zur alltäglichen Gewohnheit und nun fängt der Umgang mit der Tagesgestaltung an.Es entstehen Routinen.
Was geht mit Kind? Und immer wieder Stillen? Wie komme ich durch den Tag und die Nacht? Wie beschäftigt bin ich mit dem Stillen? Kann ich mich einlassen auf diesen anderen Rhythmus?
Stillprobleme sind niemals technisch zu sehen, sondern betreffen, genau wie die Geburt, immer die gesamte Situation. Die Beziehung, die Lebenssituation, die tiefen Verhalten, die anatomische Gegebenheiten, die Partnerschaft.
Alles kann bei dem regelmäßige „Balancen“ Treffen mit der hebammenART® Expertin beraten werden. Die hebammenART® manuellen Hilfe, Tiefenentspannung, Übungen und bindungsfördernde Maßnahmen sind genauso wichtig wie technische Hilfestellungen oder Wirkstoffe.
Die Balance der Anwendungen in der Stillzeit ist das besondere hebammenART® Angebot. Der Anspruch auf Stillberatung endet nie und führt in eine zufriedene und nachhaltige Lebensphase.
„Mir wurde klar, dass Stillen kein Instrument ist, um einen bestimmten Gesundheitszustand zu erreichen, sondern dass er Teil der Gesundheit selbst ist (…) Stillen bedarf keiner Anstrengung und ist kein Opfer zum Wohle des Kindes. Es ist ein Teil des Frauenlebens selbst, (...) es handelt sich um einen Teil ihres Lebenszyklus du ist ein Recht, das ihr niemand nehmen kann.“ (Dr. Carlos Gonzales in seinem Buch „Stillen“)
Die Stillempfehlungen von hebammenART® orientiert sich an der WHO Empfehlung. Eine langsame Einführung von Essen bis zum Ende des 2. Lebensjahres und dazu Stillen. Auch das … Stillen und Tandemstillen sind wichtige Beratungs- und Begleitungsthemen.
Die Infos wurden in Einzelgesprächen während der Schwangerschaft im Geburtsvorbereitungskurs und im Wochenbettgespräch zu Hause auf die individuelle Lebenssituation angepasst.
In den Treffen mit der hebammenART® Expertin werden auch die kognitiven Entwicklungen des Kindes beachtet, die Wachstumsschübe erklärt und das Stillen wird darauf angepasst. Wenn sich das Kind für feste Nahrung „interessiert“ beginnt eine Versuchsphase. Es darf kosten, berühren, riechen, schmecken. Die sensorische Erfahrung des „Essens“ kommt vor der Sättigung.
Die erste Milch
Grundimmunisierung durch Kolostrum
- 70% des Zellanteils von 10.000 bis 13 Millionen Zellen pro Milliliter Kolostrum sind Immunzellen
- 2007 wurden auch Stammzellen darin entdeckt
- Über die Gedächtniszellen werden „Anleitungen“ zur Bekämpfung von Erregern mitgeliefert
- Keime über Milch und Haut der Mutter: Mikrobiom
- Ausschließlich gestillte Kinder trinken im Durchschnitt 760 ml/Tag -> tausende bis Millionen Immunzellen
- Anzahl der Immunzellen pro Milliliter Milch ist bei ausschließlichem Stillen höher
- Gestillte Kinder haben nachweislich z.B.
- Bessere neurologische Entwicklung
- Seltener gastrointestinale Infektionen
- Weniger Atemwegsinfektionen/Mittelohrentzündungen
- Im späteren Leben weniger häufig Adipositas und Bluthochdruck
Epigenetische Wirkung von Kolostrum
- Die Epigenetik beschäftigt sich mit Mechanismen, die bewirken, in welcher Weise sich die Merkmale eines Organismus in der DNA ausprägen (durch epigenische Schalter, z.B. Maleküle)
- Beispiel Umwelteinflüsse: Ernährung, Stress, Schadstoffe können Spuren im Erbgut hinterlassen
- Das lässt vermuten, dass auch Säuglingsernährung epigenetisch wirkt -> Forschung: Stillen isst mit einer Modifikation der DANN assoziiert -> das bewirkt z.B. Schutz vor Adipositas und Tumorsuppression
Hilfen beim Stillen
In den ersten Tagen nach der Geburt verstärkt sich die Milchbildung in der Brust. Das kann zu gespannten, geschwollenen Brüsten führen. Am besten sollten Mütter in den ersten Tagen bis zur abgeschlossenen Milchbildung liegen, mehr schlafen, viel stillen und Brust warm halten. Wenn das nicht hilft, können Maßnahmen zum Abschwellen ergriffen werden.
Kohlblätter
Sie werden im Kühlschrank aufbewahrt und direkt auf die Brust gelegt. Immer wiederholen. Die Milchsäure und das Vitamin C wirken super abschwellend und lindernd.
Quarkwickel
Auf einen längs gefalteten Zellstoff oder ein Mullwindel Quark aufstreichen wie auf ein Butterbrot (Raumtemperatur) und Tuch um die Brust legen. Brustwarzen frei lassen. So lange aufliegen lassen, wie es angenehm ist (Wirkung unterschiedlich).